Der logische Nachfolger

Mit dem letzten Meisterschaftsspiel gegen Lommiswil endete am 16. Juni die Ära von Trainer Bruno Büttiker beim FC Härkingen nach acht Saisons. Die beste Klassierung war der dritte Platz 2016/17 – das erste Jahr von Roger Stöckli als Assistenztrainer. Als «sehr lehrreich» fasst der 35-Jährige die vergangenen drei Saisons zusammen. Er sieht sich selbst aber nicht als der geborene Assistent, der still im Hintergrund arbeitet, sondern gibt lieber die Richtung vor. «Ich wollte es aber unbedingt ausprobieren», blickt er zurück. Bereut hat er es nicht: «Ich konnte von Anfang an meine Ideen einbringen und immer mehr Aufgaben übernehmen. Dass ich so viel Mitspracherecht bekam, war für mich nie selbstverständlich.»

Der gebürtige Neuendörfer trat dem FC Klub als 5-Jähriger bei. Mit 17 machte er den Schritt zu den Aktiven und absolvierte mehr als zehn Saisons für die erste Mannschaft. Der Aufstieg in die 2. Liga (2004), die beiden Solothurner Meistertitel (2006 und 2009) und die zwei Saisons in der 2. Liga inter sowie der Cupsieg (2009) sind die Höhepunkte seiner Karriere. «Ich durfte alles erleben, was man im Regionalfussball erleben kann», sagt er. Weil er nie zu den Schnellsten gehörte, musste er sich als Verteidiger früh ein gutes taktisches Verständnis aneignen. «Und ich begann, viel zu reden auf dem Platz.» Heisst, Kommandos geben und die Mitspieler antreiben. Dies sei ihm erst während seines kurzen Abstechers 2012/13 zum FC Sarina – wegen einer Saisonstelle – bewusst geworden. «‹Schnorsch du emmer so vöu uf em Platz?›», fragte ihn ein Mitspieler. «Für mich war das völlig normal und in den höheren Ligen wird ja auch viel geredet.»

Ein fairer Spieler sei er gewesen. Gefürchtet waren seine langen Freistösse in die Spitze. Mit 28 Jahren hörte Stöckli auf in der ersten Mannschaft. «Als ich mich am Montagmorgen nach dem Aufstehen jeweils wieder setzen musste, um die Socken anzuziehen, wusste ich, dass es Zeit ist.» Danach trainierte er drei Jahre lang die A-Junioren des FC Härkingen. Er konnte damals schon auf eine über zehnjährige Erfahrung im Nachwuchs zurückgreifen. Mit 17 hatte er als Assistenzcoach bei den D-Junioren begonnen. «Seither war ich immer Trainer von einer Junioren-Mannschaft.» Der Weg zum Fanionteam war also quasi vorgegeben.

Defensive muss besser werden

Die vergangene Saison beendete der FC Härkingen auf dem fünften Platz. «Weniger Gegentore kassieren und etwa gleich viele Tore erzielen», ist Stöcklis Ziel. Als eine der grössten Stärken seines Teams nennt er die jugendliche Leichtigkeit. Das Kader hat einen Altersdurchschnitt von 22,5 Jahren. «Ich bin sehr zufrieden mit unserem Kader», sagt er. «Qualität ist definitiv vorhanden. Wir haben einige technisch hochbegabte Spieler. Wenn ich sehe, was die mit dem Ball machen, frage ich mich, ob ich eigentlich Fussball gespielt habe.»

Mit 27 Mann steigt Stöckli in seine erste Saison als Cheftrainer. Klingt nach sehr viel, er relativiert: «Vor zwei Jahren setzten wir in der ganzen Saison 38 Spieler ein. Darunter vier Torhüter. Es gibt Langzeitverletzte und Spieler, die im Ausland sind. Wenn dann noch Angeschlagene dazukommen, wird es langsam eng.» Den vier Abgängen stehen sieben Zuzüge gegenüber. Darunter mit Miroslav Markovic und Ralf Wyss zwei Spieler vom FC Kappel und Lino Schmidt vom SC Fulenbach. Passt es zur Philosophie des Vereins, auswärtige Spieler zu holen? «Es waren die Spieler, die zuerst Interesse bekundet haben. Wir gehen nur selten direkt auf Spieler zu und bestimmt nicht auf solche aus Partnervereinen», stellt Stöckli klar. «Alle Zuzüge für die neue Saison sind von sich aus auf uns zugekommen. Die beiden Kappeler haben bereits in den letzten Jahren bei uns in der Gruppierung bei den A-Junioren gespielt. Es war ihr Wunsch, auch weiterhin für den FC Härkingen zu spielen. Somit passt das zu unserer Philosophie.»

Der leidenschaftliche Biker und Skifahrer glaubt nicht, dass er so lange Härkingen-Trainer bleiben wird wie Vorgänger Bruno Büttiker. «Das ist nicht das Ziel», so Stöckli. Sein Zeithorizont lautet schon eher vier Jahre plus eins. «Je nachdem wie es läuft, ob ich bleiben darf, ob es noch Spass macht und wie sich meine berufliche und familiäre Situation verändert. Aber vier Saisons wären schon der Horizont.»

Raphael Wermelinger, Oltner Tagblatt