2. Liga: SC Fulenbach - FCH 2:2 (1:0)

Verhinderte Torjäger prägen Derby

Fulenbach und Härkingen trennen sich nach späten Toren und turbulenter Schlussphase unentschieden 2:2

Mit einigen Überraschungen in der Startaufstellung und später mit ihren Umstellungen und Einwechslungen sorgten Martin Hert, Übungsleiter aufseiten der Fulenbacher, und Bruno Büttiker, Trainer bei Härkingen, für mehrere Wendungen im gestrigen Gäuer-Derby. So gipfelte die Partie, nach klarer Überlegenheit von Fulenbach im ersten Abschnitt und dem starken Aufkommen der Härkinger nach dem Seitenwechsel, in der Schlussphase in einem turbulenten Hin und Her.

Überraschung bot zu Beginn die Tatsache, dass Büttiker seine Elf in einer 4-1-4-1-Formation auflaufen liess, währenddem Hert seinen besten Torschützen Simon Affentranger in die Verteidigung beorderte. Diese Massnahme war nötig geworden, weil Captain Kevin Lenz beim Einlaufen sein Forfait erklären musste, wie Affentranger hinterher verriet. «Klar spiele ich lieber im Sturm, doch wir hatten hinten einen Engpass», war von ihm kein Murren zu vernehmen. Seine Aufgabe in der Innenverteidigung verrichtete der verhinderte Torjäger bestens. Zusammen mit Verteidigungspartner Nicolo Müller wurde Härkingens Sturmtank Reto Gutschier komplett abgemeldet. In der Offensive machte Yves Ehrenbolger das Fehlen von Affentranger vergessen. Bei seinem ersten Abschluss liess er zwar noch eine hundertprozentige Chance liegen. In der 18. Minuten machte er dies besser: Nach einem Freistoss aus dem Halbfeld, den die Härkinger nicht klären konnten, staubte Ehrenbolger aus Kurzdistanz ab. Auch in der Folge waren es die Platzherren, welche am Drücker waren. Währenddessen, blieben die Gäste mit ihrer ungewohnten Aufstellung einiges schuldig. Ausdruck des biederen Auftritts war die Tatsache, dass Härkingen erst kurz vor der Hälfte den ersten Abschluss verzeichnen konnte. Einzig Winter-Neuzugang Thierry Wyss, der vor der Abwehr als Abräumer und Ballverteiler agierte, erwies sich als Aktivposten.

Joker stechen

Die Passivität seiner Elf blieb Büttiker nicht verborgen und so verordnete er in der Halbzeit die Rückkehr zum gewohnten 4-4-2. Für Gutschier kam Jan Büttiker ins Spiel. Dieser bildete fortan mit Thierry Wyss das Sturmduo. Die Umstellung und ihre begleitenden Worte machten sich sofort bezahlt. Gegenüber der ersten Hälfte nicht wiederzuerkennen, trat der FCH ungemein aggressiver auf. Nur acht Zeigerumdrehungen nach seiner Einwechslung stach Joker Jan Büttiker, als er bei einem Freistoss den zweiten Ball über die Linie drückte. Die offensichtlichen Vorteile Härkingens bewogen SCF-Coach Hert nach 63 Minuten zur Hereinnahme von Flügel Luan Spielmann und der Erlösung Affentrangers von seinen Defensivpflichten. Nun durfte die Nummer zehn an vorderster Front stürmen, was auch so etwas wie eine Extrakarte war, die Hert spielen konnte. Zwar nicht postwendend, doch blieb auch diese Massnahme nicht ohne Wirkung. Zunächst eroberte die Heimmannschaft die Hoheit über das Spielgeschehen zurück. Nach 83 Minuten bewerkstelligte ausgerechnet Affentranger auf Zuspiel von Spielmann die erneute Fulenbacher Führung. Sorgt der Liga-Topscorer, welcher während mehr als einer Stunde als Verteidiger ranmusste, also für den Lucky-Punch? Nein, viel eher war es der Startschuss zu einer äusserst turbulenten Schlussphase. Keine sechzig Sekunden nach der zweiten Führung wurde Jan Büttiker tief geschickt und glich für Härkingen wieder zum Remis aus. Die beiden Equipen liessen es dabei noch nicht bewenden. Erneut im direkten Gegenzug verpasste Spielmann auf Zuspiel von Affentranger das leere Tor.

«Wir waren nach dem Tor zum 2:1 kurz unkonzentriert, was sofort ausgenutzt wurde. Das darf uns nicht passieren», ärgerte sich Simon Affentranger nach dem Spiel. Doch wie Doppeltorschütze Jan Büttiker musste er sich wohl oder übel mit dem Unentschieden zufriedengeben. Dieser zeigte sich, angesichts seines Doppelpacks innert 45 Minuten, das zweifach als Reaktion auf die Fulenbacher Führung diente, etwas glücklicher: «Nach einer Halbzeit, in der wir zu passiv aufgetreten sind, konnten wir den Schalter mit zwei Stürmern umlegen.»

Telegramm:

Bad. – 220 Zuschauer. – SR: Fetaj. – Tore: 18. Y. Ehrenbolger 1:0. 53. J. Büttiker 1:1. 83. Affentranger 2:1. 84. J. Büttiker 2:2.
Fulenbach: M. Ehrenbolger; Schwager, Affentranger, Müller, L. Wyss; Gradwohl (77. Jäggi), Hürzeler, J. Wyss, Imbach; Y. Ehrenbolger (63. Luan Spielmann), F. Wyss.
Härkingen: Brönnimann; Pfluger (32. Nünlist), Gyger, Weilenmann, M. von Arx (82. F. Büttiker); Wyss; Sommer, Stecher, R. Büttiker, A. Oeggerli; Gutschier (46. J. Büttiker).
Bemerkungen: Fulenbach ohne Bitterli und Lenz (beide verletzt) sowie Altermatt und Kunz (beide abwesend). Härkingen ohne K. von Arx, Schaller, Pinto, Heim (alle verletzt) und L. Oeggerli (gesperrt). – Verwarnungen: 55. L. Wyss, 67. Nünlist, 87. J. Wyss, 90. (+1) Müller (alle Foul). – Cornerverhältnis 5:0.

Quelle: Oltner Tagblatt (Tobias Schalk)

 

Bericht Solothurner Zeitung:

Hätte Luan Spielmann am Sonntagmorgen nicht noch die Militärschuhe an den Füssen gehabt, dann hätte Fulenbach das Derby gegen Härkingen wohl gewonnen. So zogen ihn jedenfalls nach dem Match seine Kollegen auf, weil er in der Schlussphase zwei Riesenchancen aus kürzester Distanz versiebt hatte, die er in Normalform sicher reingemacht hätte.

«Ich mache ihm keinen Vorwurf, es ist wirklich schwierig, wenn man im Militär ist und nicht trainieren kann», sagte am Ende SCF-Trainer Martin Hert. Ja er ging sogar noch weiter. «Nach dem 2:1 hätte ich sofort Simon Affentranger in die Verteidigung zurückbeordern müssen, dann hätten wir den Ausgleich nicht mehr kassiert.» Hert nahm also die Schuld am verpassten Sieg auf sich.

Aber alles der Reihe nach. Ein erstes Raunen ging in der 12. Minute durch die Zuschauerreihen, als nach einem Fehler von Goalie Christian Brönnimann der Ball vor die Füsse von Nico Gradwohl fiel. Der spitzelte zu Yves Ehrenbolger, der neben das leere Tor schoss. Wenig später machte es die Fulenbacher Nummer 9 aber besser, indem er nach einer Flanke von rechts aus fast derselben Position das 1:0 schoss.


An die Wand gespielt

Im Nachbarschaftsderby, bei dem es um den zweiten Zwischenrang ging, hatten die Zuschauer, die es sich auf dem Freisitz des schönen Fulenbacher Klubhauses gemütlich gemacht hatten, die richtige Taktik gewählt. In der ersten Halbzeit griff nämlich pausenlos Fulenbach unter ihren Augen an. Doch das änderte sich in der zweiten Hälfte, als Härkingen klar dominierte. Wer sich beim anderen Tor installiert hatte, brauchte also gute Augen, um das Derby verfolgen zu können.

Härkingen war mit dem knappen 0:1-Pausenrückstand gut bedient. FCH-Trainer Bruno Büttiker selbstkritisch: «Ich wollte etwas defensiver spielen lassen als sonst, aber dann liessen wir uns von Fulenbach richtiggehend an die Wand spielen. Ich kann froh sein, dass wir zur Pause nicht entscheidend im Rückstand lagen.»


Härkingen nach der Pause stärker

Doch Büttiker reagierte und liess nach dem Seitenwechsel offensiver spielen. Plötzlich dominierte Härkingen klar. Nach einer Freistossflanke von rechts war es tatsächlich der eingewechselte Jan Büttiker, der den Ball über die Linie zum 1:1 befördern konnte. Und der FCH machte weiter Druck, bis sich ab einer Viertelstunde vor Schluss die Fulenbacher wieder mit gefährlichen Kontern zu melden begannen, als Trainer Hert den zunächst als Verteidiger aufgestellten Simon Affentranger als Stürmer laufen liess.

Nach einem schönen Angriff über links war tatsächlich der Topskorer in der Mitte für die 2:1-Führung besorgt. Doch die Freude währte nur kurz, denn Jan Büttiker glich für Härkingen gleich mit dem nächsten Angriff wieder aus. Am Ende war das 2:2 durchaus gerecht. «Wir hatten aber etwas Glück, dass Fulenbach seine guten Chancen am Schluss nicht nutzte», analysierte Bruno Büttiker am Ende korrekt. Schuld am Chancentod hatten eben die bereits genannten Militärschuhe.


Quelle: Solothurner Zeitung (Hans-Peter Schläfli)