Roger Stöckli vor dem Cupfinal im Interview

«Das habe ich mir für mein Team immer gewünscht»

Der Cupfinal gegen den FC Subingen ist eines seiner letzten Spiele als Trainer des FC Härkingen. Ende Saison hört Roger Stöckli nach fünf Jahren auf. Geht er mit einem Titelgewinn?

Roger Stöckli, Ihr Team hat am Sonntag das Duell mit dem FC Subingen in der 2. Liga mit 2:0 für sich entschieden. Eine geglückte Final-Hauptprobe?

Roger Stöckli: Es war ein sehr disziplinierter Auftritt von uns. Die ersten 15 Minuten mussten wir über uns ergehen lassen. Sie haben uns früh gestört und kamen zu einigen Standards. Das 1:0 fiel zum richtigen Zeitpunkt. Dadurch hat sich das Spiel gedreht und wir haben es dann bis zum Schluss sehr gut gelöst.

Was nehmen Sie für den Cupfinal vom Donnerstag mit?

Der Sieg gibt uns ein gutes Gefühl. Das positive Erlebnis kann uns Schwung verleihen. Es kann aber auch in die andere Richtung gehen, wenn wir uns zu sicher sind, dass wir sie auch ein zweites Mal schlagen. Subingen wird im Final sicher noch mehr Gas geben und versuchen, die Fehler abzustellen.

Erwarten Sie im Final auch von der Aufstellung her einen anderen FC Subingen?

Das kann ich nicht einschätzen. Ich verfolge zu wenig, wer wie aufstellt. Ich habe gehört, dass sie noch nicht in Bestbesetzung spielten, schaue aber viel mehr auf uns und darauf, was wir in die Waagschale werfen können.

Haben Sie selbst einige Ihrer Spieler geschont?

Wir wollten uns nicht komplett in die Karten schauen lassen. Ich habe 22 gesunde Spieler. Wer gut trainiert, bekommt am Wochenende auch Auslauf.

Wie sieht es an der Verletzungsfront aus? Captain Yanick Oumaray musste kurz vor der Pause raus.

Wir müssen schauen, wie er sich erholt und hoffen, dass er bis Donnerstag fit ist. Das ist das einzige Fragezeichen. Sicher fehlen wird Loris Micelli, der sich am Fussgelenk verletzt hat. Ansonsten habe ich die Qual der Wahl und kann aus den Vollen schöpfen.

Haben Sie die Aufstellung für den Final schon im Kopf?

Das Gros ja. Für die Details werde ich das Bauchgefühl einfliessen lassen. Es wird wie während der gesamten Saison unschöne Entscheide brauchen. Ich sage den Spielern auch, sie sollen es mir so schwer wie möglich machen. Am Samstag konnte ich einigen Spielern Einsatzzeit geben, die davor noch nicht so viel gespielt haben – man hat keinen Unterschied gespürt. Jeder Spieler im Kader hat seine Rolle gefunden und auch akzeptiert.

Wird der Final das wichtigste Spiel Ihrer Trainerkarriere?

Es wird ein spezielles Spiel vor einem grossen Publikum. Das habe ich mir für mein Team immer gewünscht und ich freue mich wahnsinnig für die Spieler, dass sie es geschafft haben. So einen Final erlebt man nur selten, ausser du bist bei Subingen. Ich werde sicher nervös sein und das Spiel in vollen Zügen geniessen. Als wichtigstes Spiel würde ich es aber nicht bezeichnen.

Sie standen einmal selbst im Final mit dem FC Härkingen. 2009 schlugen Sie den SC Fulenbach 3:0. Woran können Sie sich noch erinnern?

Dass mir mein Vater vor dem Spiel sagte, ich solle es mal mit dem schwächeren rechten Fuss probieren, weil dies immer die schönsten Tore sind. Ich habe dann tatsächlich mit rechts aus der Distanz getroffen. Ich erinnere mich auch noch gut an die Pokalübergabe und die Feier im Klubhaus in Härkingen. Ein paar Tage später haben wir das Double klargemacht.

Sie werden das Traineramt Ende Saison nach fünf Jahren abgeben. Welches Zeugnis stellen Sie sich aus?

Erfüllt. Für mich ist es der perfekte Zeitpunkt zum Gehen. Das hat mir das Trainingslager in der Türkei im März verdeutlicht. Die Spieler haben alles selbst organisiert. Sie brauchten keinen Anstupf und keine Animation mehr. Weil sie wissen, was ihnen als Mannschaft hilft. Alles, was ich weiss und was ich kann, habe ich ihnen mit auf den Weg gegeben. Ich habe fertig.

Wie hat sich die Mannschaft während Ihrer fünf Jahre als Trainer entwickelt?

Die Entwicklung ist wahnsinnig. Auf dem Feld, aber auch neben dem Platz. Das Team ist viel näher zusammengerückt. Wir sind gemeinsam umgefallen und gemeinsam wieder aufgestanden. Am Anfang waren die Spieler durchschnittlich 21 – eine ältere A-Junioren-Mannschaft. Jeder ist gereift und hat extreme Fortschritte erzielt, im mentalen Bereich, in der Kommunikation, taktisch und auch physisch.

Wie werden Sie die zusätzliche Freizeit nutzen, wenn Sie nicht mehr Trainer sind?

Ich werde es geniessen, dass ich keine fixen Termine mehr habe an den Abenden und an den Wochenenden und dass ich wieder flexibler bin in Sachen Ferien. Die Zeit werde ich vor allem für mich nutzen. Für meine Hobbys wie Biken, Wandern oder auch Skitouren. Ich habe bereits den ersten 4000er gebucht.

Wird man Sie trotzdem noch ab und zu auf dem Sportplatz Aesch antreffen?

Auf jeden Fall. Ich werde sicher gelegentlich auf der bekannten und berüchtigten Treppe sitzen und über die Spieler schimpfen. So wie es sich halt gehört beim FC Härkingen (lacht). Ein ungerades Mal werde ich auch für die Senioren auflaufen.

Ihnen winkt zum Abschied nicht nur der Cupsieg, in der Meisterschaft steht Ihr Team auf Platz drei. Rechnen Sie sich auch da noch etwas aus?

Klar. Lommiswil hat sicher viel Qualität, erst recht seit den Verstärkungen im Winter. Aber sie haben zum Beispiel noch das Direktduell gegen Subingen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass alles offen ist im Meisterrennen.

Quelle: Oltner Tagblatt (Raphael Wermelinger)