Final Solothurner Cup: SC Fulenbach - FCH 0:3 (0:2)

FCH meisterlich, Fulenbach schwach

Der FC Härkingen darf ab sofort von einem Besuch des FC Basel,YB oder des FC Zürich träumen. Mit dem gestrigen Sieg qualifizierten sich die Gäuer für den nationalen Cupwettbewerb der nächsten Saison. Und: Wenn Fulenbach kräftig
mithilft, kann der FCH schon übermorgen das Double perfekt machen.



Härkingen ist eine der vielen Mannschaften im Kanton, die keinen schönen Fussball spielen. Das geben sie beim FCH auch zu. Härkingen ist aber eine der wenigen Mannschaften, die wissen, dass man trotzdem erfolgreich sein kann. «Aufstieg und Cupsieg – dabei spielen wir doch sooo schlecht» stand auf einem mitgebrachten Transparent geschrieben. Ein Wink an alle Kritiker und Nörgeler, die gestern mit zunehmender Spieldauer anerkennen mussten, dass Härkingen wieder mal alles richtig gemacht hatte. Die Gäuer waren defensiv hervorragend organisiert und schlugen dreimal zu. Lukas und Andreas Oeggerli hätten zusammen vier Tore mehr machen müssen, doch entweder waren sie nicht kaltblütig genug oder sie hatten Mitleid mit Fulenbach, das nichts zu einem besseren Spielniveau beitrug.

Was nützte es da, dass der SCF oft spielerisch in die Offensive ging, aber ebenso oft hängen blieb, während Härkingen mit den unzähligen langen Pässen auf die Relaisstation Matthias Heim viel mehr Gefahr heraufbeschwor. Der Härkinger Captain war übrigens der Grund, weshalb Fulenbach offensiv mehr als harmlos wirkte. Offenbar sah man bei den Aaregäuern die Notwendigkeit, Kay Ackermann auf Heim ansetzen zu müssen. Ackermann mutierte so praktisch zum Verteidiger und fehlte im Spiel nach vorne. Als er nach Ablauf einer Stunde doch noch in den Angriff wechselte, war es zu spät, zumal Routinier Roland Wiss ebenfalls blass blieb und die zweite Sturmspitze, Fabian Wyss, kaum in Erscheinung trat. Fulenbach erwischte einen ganz schlechten Tag, konnte die Handbremse nur kurz vor der Pause lösen, als es eine fünfminütige Druckphase kreierte. Mehr gabs schlicht nicht zu sehen von den sonst so lauf- und kampfstarken Aaregäuern.

Viel Glück für Pechvogel Hirt
Anders Härkingen, das erst mal abwartete, sich quasi akklimatisierte und erstmals nach einer Viertelstunde zuschlug. Matthias Heim passte auf den pfeilschnellen Lukas Oeggerli, der alleine auf Fulenbachs Hüter Valentin Hirt loszog und von diesem nur mit einem Foul am erfolgreichen Torschuss gehindert werden konnte. Den fälligen Penalty verwertete Andreas Oeggerli sicher zur Führung für den FCH. Verwundert waren die Beteiligten über den Entscheid von Ref Adrian Fischer, der Hirt für das Foul nicht mal Gelb gezeigt hatte. SKFV-Schiedsrichterchef Christian Bleuer, der mit talentierten Refs die Partie verfolgte, liess durchblicken, dass durchaus auch die rote Karte möglich gewesen wäre.

Sechs Minuten vor der Pause mutierte SCF-Goalie Hirt endgültig zum Pechvogel. Er schlug aus einem Gewühl den Ball nach vorne, konnte aber nicht mit der Coolness des Roger Stöckli rechnen. Stöckli fasste sich 35 Meter vom Tor entfernt ein Herz und drosch ihn gekonnt und direkt über die verdutzten Fulenbacher hinweg zum 2:0 ins Netz. Der Jubel der auch auf den Rängen besser besetzten Härkinger kannte verständlicherweise keine Grenzen, derweil eine Reaktion Fulenbachs auch nach der Pause praktisch gänzlich ausblieb.

So, wie man in einem bösen Traum vor etwas flüchten möchte, aber nicht vom Fleck kommt, wirkte der SCF. Irgendwie ging es einfach nicht, es fehlte das Überraschungsmoment. Es fehlte aber auch der Wille. «He, wo si mer?», fragte der verzweifelte Fabian Wyss eine Viertelstunde vor Schluss; eine Antwort blieb ihm seine Mannschaft schuldig. Einzig Wiss schien sich plötzlich aufzuraffen, um wenigstens zum Ehrentreffer zu kommen. Er erarbeitete sich eine gute Möglichkeit dazu, doch Christian Brönnimann im Tor der Härkinger hielt seinen Kasten souverän dicht.

Fulenbach konnte sich am Ende bei Hüter Hirt bedanken, der die Duelle gegen Lukas Oeggerli bravourös für sich entschied. Bis auf eines in der 65. Minute, als der Härkinger Stürmer alleine vor den Tor zum 3:0 verwertete. Aber da konnte Hirt auch nichts machen, weil seine Vorderleute ihn arg im Stich gelassen hatten.

Da also die ausgelassen feiernden Härkinger, dort die traurigen Fulenbacher, die, Ironie des Schicksals, übermorgen die 2.-Liga-Meisterschaft mitentscheiden können. Gewinnt der SCF am Morgen gegen Hägendorf, kann Härkingen am Nachmittag mit einem Heimsieg über den Tabellenletzten Niederbipp den Aufstieg und damit das Double perfekt machen.


Telegramm:
Affolter, Subingen. – 1600 Zuschauer. – SR: Adrian Fischer (Dilaver Cay/Arif Spaiu). Tore: 15. Andreas Oeggerli 0:1. 39. Roger Stöckli 0:2. 65. Lukas Oeggerli 0:3.
Fulenbach: Hirt; Ferrat (61. Sascha von Arx), Rossi (83. Acar), André Brönnimann (70. Bitterli), Müller; David Lenz, Ackermann, Kevind Lenz, Affentranger; Fabian Wyss, Wiss.
Härkingen: Christian Brönnimann; Florian Büttiker, Raphael Büttiker, Weilenmann, Roger Stöckli; Christoph von Arx (76. Spuler), Radonijc, Intelisano, Andreas Oeggerli (88. Stecher); Matthias Heim, Lukas Oeggerli.
Bemerkungen: Verwarnungen: 18. A. Brönnimann, 35. Weilenmann, 70. Ch. von Arx (alle Foul), 83. Ch. Brönnimann (Spielverzögerung). – Corner: 9:7.

Quelle: Oltner Tagblatt (Philipp Kissling)


Der Triumph der «Engländer»

Die gut eingestellten Härkinger lassen nie einen Zweifel am Sieger der Partie aufkommen. Freude hüben, Enttäuschung drüben: Einigkeit herrschte aber darüber, dass der Sieg der Härkinger völlig verdient ausfiel.

Besondere Freude hatten die siegreichen Härkinger am Fan-Transparent mit der Aufschrift «Aufstieg und Cupsieg... dabei spielen wir doch sooo schlecht». Immer wieder müssten sie Häme einstecken für ihr vermeintlich nicht existentes fussballerisches Können, so FCH-Captain Matthias Heim. Dabei gehöre doch das
kämpferische Element, die grosse Stärke des FCH, auch zum Fussball. Und Heim bemühte den Vergleich mit dem Weltfussball: «Dass wir nicht Brasilianer sind, wissen wir. Wir sind Engländer», schmunzelte Heim stolz – mit einer Flasche Sieges-Bier in der Hand. Heim zeigte sich «sehr überrascht», dass der Erfolg relativ einfach zustande kam, glaubt aber die Gründe dafür zu kennen: «Wir haben so gespielt wie auch in der Meisterschaft immer, vertrauten auf unsere gute Taktik, Zweikampfstärke und Raumaufteilung. Wir haben einfach das gemacht, was wir können. Fulenbach hingegen hat etwas ganz Neues probiert, vielleicht hat sie das eher verunsichert als dass es ihnen geholfen hätte.»

Der Captain des unterlegenen SC Fulenbach, Roland Wiss, mochte nichts beschönigen und konzedierte gar, dass der Sieg durchaus noch mit einer oder zwei Längen höher hätte ausfallen können: «Es traf am Anfang so ein, wie wir es erwartet haben, aber nicht haben wollten. Härkingen hat so gespielt wie immer: Aggressiv und mit weiten Bällen. Wir waren aber auch falsch eingestellt. Sie haben uns ihr Spiel aufgezwungen, nicht umgekehrt.»
Und Wiss, der Trost bei seinem kleinen Filius fand, trauerte der verpassten Chance nach: «Es wäre für mich nochmals ein Highlight gewesen», so der 35-jährige SCF-Topscorer, der Ende Saison seine Aktivkarriere beenden will, «so nahe dran war ich noch nie. Aber wir waren am Tag X nicht parat.»

Diametral entgegengesetzt war die Gefühlslage beim langjährigen FCH-Trainer Erich Hert, der in Bälde gar das Double wird feiern können. «Wir sind überglücklich. Es war eine super Leistung – konzentriert und aggressiv. Fulenbach ist gar nie ins Spiel gekommen, weil wir früh attackiert haben. Wir waren die klar bessere Mannschaft und haben hochverdient gewonnen. Einzig die Chancenauswertung war nicht optimal.» Heim freute sich derweil schon mal auf die «dritte Halbzeit» nach der Rückkehr ins Gäu: Wir haben nichts vorbereitet. Die meisten Spieler haben aber am Freitag vorsorglich frei genommen. Es könnte am Abend schon noch etwas länger dauern...»

Quelle: Oltner Tagblatt (Achim Günter)


Original-Doppelseite des Oltner Tagblatts