Der FC Härkingen ist Solothurner Cupsieger 2015!

St. Peter wird zur Härkinger Festung

Es war eine richtige Invasion des FC Härkingen in Kestenholz. Die Fans verwandelten den Sportplatz St. Peter in ein grünweisses Meer. Die Mannschaft liess sich von dieser einzigartigen Kulisse anstecken und bodigte den FC Bellach in einem kampfbetonten Spiel mit vier Toren in der zweiten Halbzeit. Doppeltorschütze für den FC Härkingen war Jan Büttiker, für die weiteren Treffer waren Kevin vor Arx und Mario Stecher besorgt.

Es war lange Zeit nichts für Fussball-Feinschmecker, was der Tabellenvierte und der -siebte der 2. Liga im Cupfinal 2015 boten. In der ersten Halbzeit waren beide Mannschaften vor allem darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Kampf prägte das Spiel. So musste Schiedsrichter Samuel Bohren bereits in den ersten zwanzig Minuten drei gelbe Karten verteilen. Torchancen gab es praktisch keine. Je ein Eckball auf beiden Seiten, mehr Beschäftigung bekamen die Torhüter Christian Brönnimann (Härkingen) und Samuel Willi in der Startphase nicht zu tun. Bitter für Bellachs Trainer Slobodan Banjalic: Nachdem er wegen Sperren schon auf die beiden Leistungsträger Alban Xhema und Berkin Sülüngöz verzichten musste, verletzte sich in der 16. Minute auch noch Yanik Marthaler und in der 25. Minute traf Igor Pavlovic das gleiche Schicksal. Dadurch gingen für Bellach früh zwei Wechselmöglichkeiten flöten. Neu ins Spiel brachte Coach Banjalic Srecko Kovacevic und Kaan Durmaz.

 

Endlich kam Leben ins Spiel

In der 38. Minute kam es endlich zum ersten Aufreger. Härkingens Goalie Christian Brönnimann leistete sich eine kleine Unsicherheit und liess nach einer abgelesenen Flanke den Ball fallen. Er machte seinen Fehler aber sofort wieder gut, indem er den Schuss von Etienne Büschi parierte. Damit war die spannende Schlussphase der ersten Halbzeit eingeläutet. Keine Zeigerumdrehung später war Brönnimann wieder gefordert, als er von Lulezim Ismaili mit einem Flachschuss geprüft wurde. Danach kamen auch die Härkinger zu ihren ersten nennenswerten Offensivaktionen. In der 41. Minute hätte Andreas Oeggerli fast von einem fatalen Rückpass von Bellachs Verteidiger Nicola Belloni profitiert, der Captain der Gäuer brachte den Ball aber nicht im Tor unter. Wie auch drei Minuten später: Diesmal wurde Andreas Oeggerli von seinem Bruder Lukas mit einem Kurzpass in Szene gesetzt, drosch das Leder aber im Fallen über das Tor.

Nach dem Seitenwechsel ging es im gleichen Stil weiter. Nur eine Minute nach dem Wiederanpfiff setzte Lukas Oeggerli seine mit vollem Risiko genommene Direktabnahme aus guter Position über die Querstange. Keine sechzig Sekunden später tauchte auf der anderen Seite Bellachs Lulezim Ismaili vor Brönnimann auf, schob den Ball aber links neben dem Pfosten vorbei. Es lief die entscheidende Phase des Spiels , das war deutlich spürbar. Zum Spielverlauf passte denn auch, dass das der Torbann mit einer Standardsituation gebrochen wurde. Härkingens Aussenverteidiger Manuel Nünlist schlug in der 47. Minute einen Freistoss genau auf Kevin von Arx, welcher den Ball gekonnt per Kopf in die entfernte Torecke ablenkte.

 

Härkingen legte gleich nach

Bellach fand auf den Rückschlag lange keine Antwort und kassierte knapp zehn Minuten später das vorentscheidende 0:2. Goalie Samuel Willi konnte Lukas Oeggerlis Kopfball zwar noch abwehren, doch Jan Büttiker stand dort, wo ein Stürmer stehen muss und staubte ab. Erst nachdem Thierry Wyss mit einem Distanzschuss nur knapp das 3:0 für sein Team verpasst hatte (60.), meldete sich auch Bellach noch einmal zurück. Christian Brönnimann bekundete in der 61. Minute viel Mühe mit Srecko Kovacevics Weitschuss von der Sechzehnergrenze aus.

Doch mehr kam von den angeschlagen wirkenden Bellachern nicht mehr. Stattdessen machte Härkingen den Sack etwas weniger als eine Viertelstunde vor Ablauf der regulären Spielzeit zu. Mario Stecher, der knapp zehn Minuten zuvor ins Spiel gekommen war, schoss den Ball aus 16 Metern sehenswert in die untere Torecke. Zwei Aufreger gab es aber noch bis zum Abpfiff: In der 87. wurde Härkingens Verteidiger Daniel Pfluger nach einem Handspiel im Strafraum vom Unparteiischen des Feldes verwiesen. Den Penalty verwertete Abidin Arsllani für die Bellacher souverän zum 1:3. Spannung kam trotzdem keine mehr auf, zu sicher stand die Abwehr der Härkinger während der gesamten Spielzeit, als dass sich jetzt noch Nervosität eingeschlichen hätte. Ein Schuss von André Zimmermann nebens Tor war Bellachs letzte Aktion des Spiels. Den Schlusspunkt unter den Cupfinal 2015 setzte noch einmal Härkingen in der Person von Angreifer Jan Büttiker. Mit einem Steilpass lanciert, entwischte dieser in der 92. Minute der weit aufgerückten Bellacher Hintermannschaft und traf mit einem platzierten Schuss in die weite Ecke zum 4:1-Endstand.

 

Telegramm:
St. Peter. – 1450 Zuschauer. – SR: Bohren.  Tore: 49. K. von Arx 1:0. 58. J. Büttiker 2:0. 78. Stecher 3:0. 88. Arsllani (P) 3:1. 92. J. Büttiker 4:1.
Härkingen: Brönnimann; Pfluger, Weilenmann, R. Büttiker, Nünlist (63. M. von Arx); L. Oeggerli (83. Heim), K. von Arx (66. Stecher), Wyss, Sommer; A. Oeggerli, J. Büttiker. 
Bellach: Willi; N. Belloni, Arsllani, Shkoreti, Pavlovic (25. Durmaz); K. Marthaler, E. Ismaili, Y. Marthaler (16. Kovacevic), Büschi (68. Zimmermann); L. Ismaili, Mejeh.
Bemerkungen: Härkingen ohne Pinto, Gyger, Gutschier, Gasser (alle verletzt). Verwarnungen: 15. Y. Marthaler, 18. Nünlist, 19. N. Belloni (alle Foul), 48. A. Oeggerli (Reklamieren), 50. Pfluger und Mejeh (beide Unsportlichkeit), 75. Zimmermann, 76. J. Büttiker (beide Foul). Gelb-Rot: 88. Pfluger (Handspiel).

 

«Die Kulisse war ein wichtiger Faktor»

«Der Cupsieg war in dieser Saison unser grosses Ziel. Es ist sensationell für den Verein und das Team, dass es aufgegangen ist», freute sich Härkingens Trainer Bruno Büttiker nach der Pokalübergabe. Für die Zuschauer sei es vor allem in der ersten Halbzeit sicher kein attraktives Spiel gewesen. Weil beide Teams mit einem 4-4-2-System agierten, begründete Büttiker: «Beide Mannschaften hatten Mühe, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, wodurch ein Mittelfeldgeplänkel entstand.» Es sei wichtig gewesen, dass sein Team es in der Folge nicht mit der Brechstange versucht habe. «In einem solchen Spiel ist der erste Fehler entscheidend», so Büttiker, «zum Glück haben wir das erste Tor geschossen.» Dabei habe sich wieder einmal gezeigt, wie wichtig die Standardsituationen sind. «Während unserer besten Phase konnten wir mit dem zweiten Tor gleich nachlegen», äusserte sich Büttiker weiter. «Da wusste ich, dass es in die richtige Richtung geht.» Am Ende wurde sein Team von den zahlreichen Fans aus Härkingen regelrecht zum Sieg getragen. «Das war Weltklasse», freute sich Büttiker, «wir hatten ein Heimspiel.»

Dem schloss sich auch Captain Andreas Oeggerli an: «Die Kulisse war ein ganz wichtiger Faktor. Die Zuschauer haben uns unglaublich motiviert.» Erst nach dem 3:0 habe er nicht mehr am Erfolg gezweifelt: «2:0 ist immer ein trügerisches Resultat. Man merkte in der ersten Halbzeit, dass es um sehr viel ging. Beide Mannschaften waren nervös und haben viele Fehlpässe gemacht.» Weil vor dem Seitenwechsel wenig gelang, sei die Stimmung in der Garderobe während der Pause fast schon bedrückt gewesen. Trainer Büttiker habe dann aber die richtigen Worte gefunden. «Wir sollen dranbleiben und Geduld haben.»

Für Andreas Oeggerli ist es nach 2009 der zweite Cupsieg mit dem FC Härkingen. «Damals war ich aber noch nicht Captain», hob er einen Unterschied hervor. «Auch damals in Subingen war es speziell, weil das Final ein Derby gegen Fulenbach war. Ein Cupsieg ist einfach immer geil. Ich bin jetzt bereits 33 Jahre alt, und es war mein grosses Ziel, mit Bruno Büttiker als Trainer den Pokal zu holen.»

Riesiger Jubel bei den Härkingern, Enttäuschung bei Bellachs Trainer Slobodan Banjalic: «Ich bin stolz, dass wir im Final gestanden haben. Es war schön, vor einer solchen Kulisse spielen zu dürfen, die Organisation war perfekt.» Alles andere als perfekt waren die Voraussetzungen auf das Spiel. Banjalic wollte dies zwar nicht als Ausrede gelten lassen, doch nebst den beiden Gesperrten Xhema und Sülüngöz musste er fünf Spieler einsetzen, «die von der körperlichen Verfassung her an der Grenze waren.» Erschwerend kam hinzu, dass er bereits nach zwanzig Minuten zweimal wechseln musste. Und dennoch meinte Banjalic: «Beim Stand von 0:0 waren wir das Team mit den besseren Chancen. Wir hatten zwei, drei gute Szenen.» Doch dann kamen die Gegentore. «Ein Tor nach einer Standardsituation zu kassieren, ist immer ärgerlich. Das 0:2 war dann eine gute Aktion der Härkinger. Danach haben wir viel Risiko genommen und nach dem 0:3 war alles klar.» (RAW)

 

Quelle: Oltner Tagblatt (Raphael Wermelinger)

Originalseite Oltner Tagblatt vom 15. Mai 2015
Fotoseite Oltner Tagblatt vom 16. Mai 2015

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