2. Liga: Saisonvorschau

Loris Micelli will beim FC Härkingen endlich durchstarten

Loris Micelli ist schon im Emirates in London und im Parc des Princes in Paris aufgelaufen. In den vergangenen Jahren wurde der 24-jährige Mittelfeldspieler aber immer wieder von Verletzungen ausgebremst. «Ich habe mir überlegt, ob ich diese Strapazen überhaupt noch auf mich nehmen will», sagt er. 

Er steht auf Kriegsfuss mit der Verletzungshexe. Während seiner Zeit beim Nachwuchs des FC Basel und in der 1. Liga beim FC Solothurn bekundete Loris Micelli immer wieder Schmerzen an den Adduktoren. So kam er in der Saison 2017/18 sowie in der Vorrunde 2018/19 lediglich zu neun Teileinsätzen für Solothurn in der 1. Liga. Immer wieder wurde seine Geduld auf die Probe gestellt. Verletzungen seien sein ständiger Begleiter, sagt der 24-jährige Oensinger, der seit der Rückrunde der Saison 2018/19 beim FC Härkingen spielt: «Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe. Vielleicht war es einfach zu viel für meinen Körper. Warum es immer mich trifft, ist für mich ein Rätsel, das ich nie werde lösen können.»

Micelli wechselte mit knapp 13 Jahren zum FC Solothurn. Als er in der U15 spielte, kam er auf den Radar des FC Basel. Mit seiner Schnelligkeit, seiner Übersicht und seinem Spielverständnis hob er sich von den Mitspielern ab. Vier Jahre war er in der Juniorenabteilung der Basler. Sein Highlight erlebte er in der Kampagne 2016/17 in der Uefa Youth League. Mit der U19 des FCB traf er auf Ludogorets, Arsenal, Paris Saint-Germain und Rosenborg Trondheim. «Du fühlst dich wie ein Profi», schildert er, «du bist mehrere Tage mit dem Team unterwegs, reist mit dem Flugzeug, wirst vom Flughafen mit dem Car zum Hotel gebracht. Alles ist vorbereitet und perfekt organisiert: Essen, Trainingsplätze, Spielvorbereitung. Dann schaust du dir im Stadion auch noch den Champions-League-Match der ersten Mannschaft an. Ich hatte manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich so verwöhnt wurde und dachte: Wie habe ich das nur verdient?»

«Habe definitiv den richtigen Verein ausgesucht»

Am 30. März 2019 debütierte Loris Micelli für den FC Härkingen. Bei der 0:1-Niederlage gegen den FC Bellach im ersten Rückrundenspiel. Vier Monate davor hatte er für den FC Solothurn im letzten Match der Vorrunde noch sein einziges Tor in der 1. Liga erzielt. Kein spektakuläres, wie er selbst sagt: «So ein Thomas-Müller-Tor.» Nach einem Freistoss staubte er zum 2:0-Schlussresultat ab.

Der FC Solothurn wollte ihn behalten. Da sein Militärdienst anstand, konnte man ihm aber keine Einsatzzeiten garantieren. «Ich wollte nicht jedes Wochenende auf der Bank sitzen und schaute mich in der 2. Liga und der 2. Liga inter um», erklärt er den Wechsel zum FC Härkingen. «Ich habe definitiv den richtigen Verein ausgesucht – es hat von Anfang an gepasst.» Achtmal stand er in der Rückrunde 2018/19 in der Startformation der Härkinger, welche die Saison auf Platz fünf beendeten. Nach der Vorrunde der Folgesaison belegte Härkingen nur Platz acht. Micelli, der acht der zehn Partien absolvierte, hadert: «Es ist gar nicht gut gelaufen. Auch mir persönlich nicht. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, wollte es in meiner ersten kompletten Saison allen beweisen und die ganze Welt erobern.» Dass die Saison abgebrochen wurde, kam ihm und dem Team damals gar nicht so ungelegen: «Wir hatten Zeit, die schwache Vorrunde zu reflektieren und uns optimal auf die nächste Saison vorzubereiten.» Doch dann folgte für den Juventus-Fan das nächste Kapitel seiner Leidensgeschichte. Während der Vorbereitung verletzte sich Micelli am Fussgelenk und verpasste deshalb den Grossteil der Halb-Saison 2020/21. Im vergangenen Sommer ging die Misere weiter. Kurz vor dem Saisonauftakt zog er sich abermals einen Bänderriss am Fussgelenk zu und musste die komplette Vorrunde zuschauen. «Ich habe mir überlegt, ob ich diese Strapazen überhaupt noch auf mich nehmen will», sagt der angehende Oberstufenlehrer. «Aber ich bin noch viel zu jung, um aufzuhören und meine Liebe zum Fussball ist zu gross.»

Gamewinner im Derby und Doppelpack gegen Trimbach

In der Rückrunde erlebte er endlich wieder Glücksmomente. Im Derby gegen den SC Fulenbach gelang ihm der Gamewinner in der 80. Minute. «Ich sah die Freude in den Gesichtern der Zuschauer. Ich glaube, es kamen sogar Biere geflogen», erzählt er. «Dann drehte ich mich ab und sah, dass alle Mitspieler inklusive Bank auf mich zu gerannt kamen – ein unbeschreibliches Gefühl.» Drei Tage später schoss er Härkingen mit einem Doppelpack zum 3:2-Sieg gegen Trimbach. Dann schlug die Verletzungshexe erneut zu. Im drittletzten Spiel verdrehte er sich den Fuss. Deshalb verpasste er fast die ganze Vorbereitung auf die anstehende Saison. «Es nervt», sagt Loris Micelli, «ich muss, wie eigentlich immer in den letzten Jahren, zuerst schauen, dass ich gesund werde. Und dann auch gesund bleibe. Aber ich werde zurückkommen. Ich will meiner Mannschaft in dieser Saison unbedingt helfen, den dritten Platz aus dem Vorjahr zu bestätigen.»

Quelle: Oltner Tagblatt (Raphael Wermelinger)


Kader FC Härkingen
Trainer:
 Roger Stöckli
Tor: Simon Morgenthaler (97), Daniel Lisser (95).
Abwehr: Marco Heim (95), Tobias Heutschi (99), Manuel Müller (98), Lino Schmidt (97), Mario Stecher (91), Niklaus Wermuth (98), Lukas Kempf (02), Thierry Wyss (94), Kilian Näf (96).
Mittelfeld: Jan Büttiker (94), Sandro Gasser (96), Jan Marti (01), Loris Micelli (98), Marco Nünlist (95), Ralf Wyss (99), Tim Büttiker (98), Andrej Stuparanovic (06).
Angriff: Silvan Gasser (92), Silvan Oeggerli (96), Yanick Oumaray (95), Chris Rauber (99), Joel Rietschin (98), Patrik Gjokaj (97).

Zuzüge: Lisser (FC Mümliswil), T. Wyss (Rückkehr), Näf (FC Wangen bei Olten), Stuparanovic (FC Solothurn).
Abgänge: Marco von Arx (FC Kestenholz), Marco Bättig (Rücktritt).