Wie gewonnen – so fast zerronnen Zweifelsfrei: Der erste Heimsieg des FC Härkingen im dritten Anlauf gegen Wacker Grenchen war verdient. Die Gäuer führten 3:0 und 4:1 (83.), ehe die Gäste mit einem Doppelschlag in den letzten Minuten auf dem Aesch für erhöhten Pulsschlag sorgten. Das war gewiss nicht nach dem Gusto der Gäuer Verantwortlichen, die gut beraten sind, aus dieser Lektion die notwendigen Lehren zu ziehen.
Das neue Kantonsderby auf diesem Niveau war angesichts der Bedeutung von Beginn weg geprägt von aggressiven Zweikämpfen, enormem Laufpensum und der Taktik ein schnelles Führungstor zu erzielen. Die Startviertelstunde gehörte indessen den Gästen, die dank des Übergewichts in der neutralen Zone deutlich mehr Spielanteile hatten, aber zumindest im Offensivbereich stimmten Aufwand und Ertrag nicht überein. Zwar wurde keine Gelegenheit ausgelassen, um Brönnimann zu behelligen, freilich ohne Erfolg, weil der Hüter, wie in den Spielen zuvor Bühlmann, seine Sache hervorragend machte.
Blunier löste den Knoten
In dieser Phase war von den Platzherren im Vorwärtsgang so wenig wie nichts zu sehen. Es war deshalb auch kaum Zufall, dass das 1:0 in der 18. Minute seinen Ursprung in einem ruhenden Ball hatte. Matthias Heims Freistoss – noch abgefälscht – landete bei Blunier, der Allemann auf dem falschen Fuss erwischte.
Die Uhrenstädter gefielen auch weiterhin durch das gefällige, langatmige Kombinationsspiel ohne Effizienz im Abschluss. Ganz anders die Einheimischen, die dank der rationelleren Spielanlage das grössere Gefahrenpotenzial entwickelten, und Blunier in der 35. Minute sein zweites persönliches Erfolgserlebnis verpasste.
Es lief die Nachspielminute der ersten Halbzeit, als Andreas Oeggerli den dritten Eckball dermassen präzis zur Mitte brachte, dass Goldköpfchen Matthias Heim das Ziel nicht verfehlte.
Der Neuling setzte weiterhin die Akzente in diesem unvermindert in einem hohen Rhythmus ausgetragenen Match. Andreas Oeggerli verpasste das 3:0 (50.), das nur sechs Minuten später dennoch auf der Resultattafel erschien. Eine Freistossvariante wie sie nur im Profifussball zu bewundern ist, brachte den «beruhigenden» 3-Tore-Vorsprung: Lukas Oeggerli spielte den Freistoss zu Andreas Oeggerli, der sofort flankte und Matthias Heim vollstreckte.
Kor verwertete in der 78. Minute einen Abpraller zum 3:1, was insofern nur Resultatkosmetik war, weil in der 83. Minute Ilgaz einen Foulpenalty im Nachschuss zum 4:1 versenkte.
Die Schlussphase hatte es in sich, weil plötzlich nur noch die Gäste offensiv in Erscheinung traten. Hayir (88.) und Casalino (91.) trafen zum 4:2 respektive 4:3 und sorgten für rote Köpfe auf den Rängen der Härkinger.
Fazit: Wer gegen den Zwölften der Liga eine 4:1-Führung beinahe noch einbüsst, ist zum Nachdenken gezwungen, um das nächste Mal eine ähnlich böse Überraschung zu verhindern.
Erich Hert freute sich über den verdienten Sieg und mochte nicht nachhaltig auf die fünf Minuten Unkonzentriertheit eingehen: «Natürlich darf es gegen einen solchen Gegner nicht derart eng werden, andererseits vergaben wir als besseres Team noch weitere gute Chancen.» Wacker-Torwart Nico Allemann sprach Klartext: «Es genügt eben nicht, gegen einen solch motivierten Aufsteiger nur in der letzten halben Stunde zu kämpfen. Es ist bereits die vierte Niederlage in Serie und das stimmt nachdenklich, wobei Härkingen den Sieg durchaus verdient hat.»
Telegramm:
Sportplatz Aesch. - 280 Zuschauer. - SR: Mouhay Michael, Porrentruy. Tore: 17. Blunier 1:0. 45. Matthias Heim 2:0. 56. Matthias Heim 3:0. 78. Kor 3:1. 83. Ilgaz 4:1 (Pen.). 89. Hayir 4:2. 92. Casalino 4:3.
Härkingen: Brönnimann; Büttiker (58. Schaller), Ammann, Gyger, Ilgaz; L. Oeggerli, Weilenmann, A. Oeggerli (85. R. Stöckli), Michael Heim; Matthias Heim, Blunier (79. Flury).
Wacker Grenchen: Allemann; Vogt, Meister, De Souza (46. Leuenberger), Adilji (76. Ekrem); Kor, Strupler (63. Salihu), La Rocca, Jahiu, Hayir; Casalino.
Bemerkungen: Härkingen ohne von Arx (Arbeit). Verwarnungen: 24. De Souza (Reklamieren); 28. A. Oeggerli (Foul); 45. Hayir (Reklamieren); 56. Jahiu (Foul); 72. Matthias Heim (Foul); 74. Kor (Foul).
Quelle: Oltner Tagblatt (Walter Ernst)