2. Liga inter: FCH – FC Dürrenast 4:4 (2:2)

Wenn keiner wirklich siegen will

Sowohl der FC Härkingen als auch der FC Dürrenast machten im Duell der Habenichtse der 2. Liga inter einen Zweitorerückstand wett. Weil beide aber auch einen Zweitorevorsprung verschwendeten, war am Ende keiner zufrieden.

Fussball ist dann brutal, wenn man sich die Lunge aus dem Leib rennt, bis kurz vor dem Schlusspfiff den Sieg in den Händen hält und dann kalt geduscht wird. Der FC Härkingen kann davon ein Lied singen. 4:4 verloren, so fühlte es sich gestern Nachmittag an, nachdem die Gäuer immerhin den ersten Punktgewinn der Saison verbuchten.

«Vamos!», klatschte FCH-Trainer Salvatore Albanese in die Hände, zog jeden Schützling vom Boden hoch und schickte die Mannschaft zum Auslaufen. «Es ist ein Punkt, das ist ein Start», ergänzte er und mochte schon wieder lachen, wenn auch etwas gequält. Wenn man zu negativ sein wollte, könne man gleich aufhören, rechtfertigte er den Galgenhumor. Das Unentschieden freilich, sagte Albanese, «tut weh. Drei Punkte wären ein besserer Start gewesen.» Sie waren nah dran, die Härkinger, doch Gästestürmer Marco Wittwer beendete ihre Hoffnungen in der 89. Minute mit dem 4:4-Ausgleich. Minuten zuvor besassen Lukas Oeggerli, Schifferle und vor allem Andreas Oeggerli ausgezeichnete Möglichkeiten, den berühmten Sack frühzeitig zuzumachen. Letzterer konnte sich die Ecke aussuchen, brachte aber das Kunststück fertig, unbedrängt aus sieben Metern daneben zu zielen. So bleibt der verpasste Sieg den Härkingern mit dem Prädikat «selber schuld» in Erinnerung. Und dies nachdem sie den 0:2-Rückstand, der aus Toren von Spendi und Catalano resultierte, noch vor der Pause durch Schifferle und Matthias Heim ausgeglichen hatten. Mehr noch: Kurz nach Wiederbeginn hatte Florian Büttiker zwei Treffer zum 4:2 gebucht; eines nach toller Vorarbeit Lukas Oeggerlis, eines nach einem Corner.

 

Der Sieg lag fortan auf dem Silbertablett, doch Dürrenast kam zurück. Erst mit dem 4:3 durch Adrian Nussbaum, der eine Ewigkeit mit dem Ball am Fuss durch den Härkinger Sechzehner tanzte und gekonnt einschob. Und eben Wittwers Treffer auf Vorarbeit von Nussbaum, der bei drei von vier Treffern seiner Mannschaft die Füsse im Spiel hatte. Die Wut der Gäste Dürrenasts Aufholjagd war insofern bemerkenswert, als dass die Berner Oberländer ab der 40. Minute und dem Platzverweis gegen Catalano mit einem Mann weniger auskommen mussten. Catalano, der Torschütze zum 0:2, brauchte gegenüber Schiedsrichter Fähndrich laute und unfreundliche Worte, was ihm innert Sekunden gleich zwei gelbe Karten und damit den Platzverweis eintrug. Dass der Stürmer hässig wurde, war verständlich, weil er mit dem Ball am Fuss von einem Härkinger am Rande der Legalität bedrängt worden, der Pfiff aber ausgeblieben war. Der ertönte in derselben Szene umgehend, als Catalano den am Ende verlorenen Ball mit unerlaubten Mitteln zurückholen wollte. Der verbale Ausraster war natürlich trotzdem nicht zu rechtfertigen.

Noch dümmer handelte Catalanos Trainer Feller in der 74. Minute. Schiedsrichterassistent Achermann hob auf der Höhe der Dürrenast-Bank die Fahne für ein Offside, worauf Feller ihn mit dem Inhalt einer Getränkeflasche bespritzte. Eine absolut dämliche Aktion, weshalb auch der Gästetrainer den Rückzug in die Garderobe antreten musste. Während nach dem Schlusspfiff Dürrenasts Anhang wüste Beschimpfungen Richtung Schiedsrichtertrio ausstiess, haderten die Härkinger mit sich selbst. Anders als die Gäste waren sie sich bewusst, dass sie den Sieg verbockt hatten. Zu viele Fehler hatten sie sich in der Abwehr geleistet, zu viele Torchancen ausgelassen. Kämpferisch bewegt sich jeder FCH-Akteur auf sehr gutem Niveau. Fussballerisch fehlen zwei Lukas Oeggerlis, denn der hat als einziger unbestritten das Format für diese Liga. Egal, der FC Härkingen muss des Trainers Credo befolgen, das da heisst: «Trainieren, trainieren, trainieren.» Und nicht auf die Tabelle schauen.

Telegramm:

Aesch. – 240 Zuschauer. – SR: Fähndrich. – Tore: 14. Spendi 0:1. 22. Catalano 0:2. 36. Schifferle 1:2. 41. Matthias Heim 2:2. 48. Florian Büttiker 3:2. 64. Florian Büttiker 4:2. 71. Adrian Nussbaum 4:3. 89. Marco Wittwer 4:4.

Härkingen: Brönnimann; Florian Büttiker (88. Raphael Büttiker), Gyger, Weilenmann, Roger Stöckli; Intelisano (26. Pfluger), Andreas Oeggerli, von Arx, Lukas Oeggerli; Matthias Heim (77. Schaller), Schifferle.

Dürrenast: Perret; Patrick Nussbaum, Jörg, Fischer (78. Müller), Tschanz (65. Bujanovic); Rothenbühler, Mosimann (65. Monti), Spendi, Marco Wittwer; Catalano, Adrian Nussbaum.

Bemerkungen: Härkingen ohne Flury, Michael Heim, Radonjic, Spuler und Ulrich (alle verletzt) sowie Gasser (2. Mannschaft); Dürrenast ohne Schmid und Ryter (beide verletzt) sowie Schneider, Perinpanathan, Bürki, Pulfer, von Niederhäusern, Tschabold und Hodler (alle abwesend). Verwarnungen: 14. Gyger, 20. Tschanz, 50. Roger Stöckli, 90. Rothenbühler (alle Foul), 40. Catalano, 86. Adrian Nussbaum und Marco Wittwer (alle Reklamieren). Platzverweise: 40. Catalano (zweite Verwarnung wegen Reklamieren); 74. Dürrenast-Trainer Feller (SR-Assistent Achermann bespritzt). Corner 8:2.

Quelle: Oltner Tagblatt (Philipp Kissling)

Fotos vom Spiel in der Fotogalerie