2. Liga: FC Welschenrohr - FCH 2:3 (0:1)

Härkingen zeigts den «Experten»

Die Gäuer siegen in Welschenrohr 3:2 und steigen in die 2. Liga inter auf. Bereits ein Zähler hätte dem FC Härkingen für den Aufstieg gereicht, aber er holte in Welschenrohr sogar deren drei. Für den 3:2-Sieg musste der Champion aber alles geben.

Der Aufdruck auf dem Siegerleibchen der Härkinger brachte es auf den Punkt: Die so genannten Experten prophezeiten dem FCH im August 2005 den 11. Rang und somit den Abstieg. Die Tatsache gestern nach dem letzten Spiel in Welschenrohr sah freilich anders aus, die Gäuer liessen die gesamte Konkurrenz hinter sich, nahmen den Meisterpokal entgegen und steigen verdient in die interregionale 2. Liga auf.

16 Spieltage lang an der Spitze
«Jetz göi mer mou go luege», sagte Spiko-Chef Markus Wyss dazu. Und Präsident Christoph Heim machte klar, dass sich durch den grössten Triumph in der 45-jährigen Vereinsgeschichte nichts verändern soll: «Wir machen weiter wie bisher, einfach eine Liga höher.» Roland Stampfli, der SKFV-Präsident, glaubte den Hauptgrund des Erfolgs erkannt zu haben: «Härkingen ist eine Mannschaft, die eben eine Mannschaft ist; der Zusammenhalt zeigt sich im Spiel.» Wohl habe es spielerisch bessere Teams gegeben, «aber der Mannschaftsgeist zählt halt auch.»

Erich Hert, der Trainer, wurde nach dem Schlusspfiff kräftig gefeiert. Die nächste Saison wird seine neunte sein beim FCH, Kontinuität also, die ihresgleichen sucht. «Wir waren 16 Runden lang Tabellenführer und haben den Aufstieg sicher verdient.» Damit war diesbezüglich alles gesagt.

Welschenrohr und Härkingen hatten sich gestern Nachmittag nicht etwa lieb, auch wenn es für die Rosinlitaler um nichts als die Ehre mehr ging. Die Partie wurde von Beginn weg intensiv geführt. Spätestens ab der 33. Minute und dem Führungstreffer der Härkinger war Feuer im Dach. Ein nicht geahndetes Foul an Welschenrohrs Goalie Räuftlin hatte das 0:1 durch Michael Heim zur Folge. Davon erholte sich besonders der stinksaure Räuftlin nicht, der noch nach dem Schlusspfiff mit Schiedsrichter Schönmann haderte.

Der Ausgleich nach einer Stunde durch Stampfli war ein erster Warnschuss für Härkingen, das sich immer mehr in die eigene Platzhälfte zurück zog. Welschenrohr fühlte sich in der Rolle als möglicher Spielverderber offensichtlich wohl, zeigte vollen Einsatz und liess sich auch durch den Platzverweis gegen Daniel Müller nicht beirren.

… der werfe den ersten Stein
Dass die Partie in der zweiten Halbzeit vornehmlich hektisch und gehässig wurde, dazu trugen beide Teams zu gleichen Teilen bei. Zu viel wurde dem Gegner Unfairness vorgeworfen, als dass vor der eigenen Türe gewischt worden wäre. Einfältige Bemerkungen von Leuten am Spielfeldrand kühlten das aufgeheizte Klima auch nicht eben ab. Zudem wurde überflüssigerweise des Öfteren mit dem Spielleiter geschimpft.

Den erneuten Führungstreffer durch Michael Heim glich Mirco Müller postwendend aus; Welschenrohr tat alles, um die Spannung im Spiel zu halten. Die Siegsicherung für Härkingen kam erst mit dem 3:2 durch Lukas Oeggerli sechs Minuten vor Spielende. «Welschenrohr glich zwar zweimal aus, wir hatten jedoch immer die Antwort parat», analysierte ein glücklicher FCH-Captain Matthias Heim. So zu gewinnen und aufzusteigen sei natürlich schöner als mit einem 6:0. Womit auch diesbezüglich alles gesagt war. «Pflicht» erfüllt, auf zur grossen Feier zu Hause in Härkingen. «Da geht die Post ab», versicherte Präsident Christoph Heim. Auch darin ist der FCH ein Meisterteam.


Telegramm:
Mühlacker. – 200 Zuschauer. – SR: Martin Schönmann; Abdallah Aitih, Natale Boschetto. - Tore: 33. Michael Heim 0:1. 61. Stampfli 1:1. 68. Michael Heim 1:2. 70. Mirco Müller 2:2. 84. L. Oeggerli 2:3.
Welschenrohr: Räuftlin; R. Fink (54. Probst), Allemann, D. Müller; T. Fankhauser, Altermatt (27. Christ), Bertschi, Stampfli; Mirco Müller, D. Fink, Manuel Müller.
Härkingen: Bühlmann; Büttiker, Ammann, Gyger, R. Stöckli; Michael Heim, Weilenmann (74. Flury, 83. Schaller), Rütti, A. Oeggerli; Matthias Heim, L. Oeggerli.
Bemerkungen: Welschenrohr ohne A. Fankhauser (verletzt) und Furrer (gesperrt); Härkingen ohne Spuler und Ph. Stöckli (beide verletzt) sowie von Arx (gesperrt). – Verwarnungen: 49. A. Oeggerli, 78. Michael Heim (beide Foul). 64. Platzverweis D. Müller (Notbremse). 90. Pfostenschuss Stampfli. Räuftlin und Altermatt vor dem Anpfiff mit Blumen verabschiedet.

Quelle: Oltner Tagblatt


Bericht Solothurner Tagblatt:    

Erich Hert als Baumeister

Dank eines 3:2-Erfolges in Welschenrohr wurde der FC Härkingen gestern 2.-Liga-Meister und steigt in die 2. Liga inter auf. Baumeister des Erfolgs ist Trainer Erich Hert, der vor zwei Jahren in die 2. Liga aufstieg.

«Ja, wir haben es geschafft», schrie gestern Abend Erich Hert, als der 3:2-Sieg seines Teams in Welschenrohr feststand. Lukas Oeggerli hatte in der 84. Minute das Härkinger Siegestor geschossen. Zuvor hatte Michael Heim (33. und 68. Minute) zweimal für die Gäuer getroffen. Stampfli (61.) und Mirco Müller (70.) hatten für die Thaler zweimal ausgeglichen.

Grosser Dank an Erich Hert
Am Abend des 11. Junis wurde der FC Härkingen von den Gemeindebehörden festlich empfangen und gebührend gefeiert. Danach gab es im FCH-Klubhaus eine grosse Meister- und Aufstiegsfeier. «Freinacht mit Freibier», nennt es Härkingens Spiko-Präsident Markus Wyss, der in seiner zehnten Saison den Höhepunkt seiner Karriere und des Vereins feiern konnte. «Dies sicherlich dank Trainer Erich Hert, der für uns ein Glücksgriff war», so der 41-jährige Härkinger. «Vor acht Jahren stiegen wir nämlich aus der 2. Liga ab und die Spieler liefen uns davon», erinnert sich Wyss. «Erich Herts erste beiden Jahre waren sehr hart, doch seine kontinuierliche Arbeit zeichnete sich aus, indem wir genau heute vor zwei Jahren den Aufstieg in die 2. Liga schafften.»

Auf eigene Leute setzen
In Härkingen will man, laut Wyss, auch in Zukunft auf eigene Leute setzen: «Vorstopper und Mittelfeldspieler Marco Rütti geht zu den Senioren und Mittelfeldspieler Christoph von Arx muss wegen Rückenproblemen wohl zurücktreten», nennt Wyss die einzigen beiden Abgänge. «Tätigen wir einen Zuzug, muss der Spieler zu uns passen», so Wyss. Gratulationen gab es auch vom härtesten Konkurrenten um den Meistertitel, dem FC Deitingen: «Ich habe meinen Bruder noch nicht erreicht, da er kein Natel hat», sagt Deitingens Trainer Martin Hert, der acht Jahre älter ist als sein Bruder Erich. Beide wohnen aber in Wangen an der Aare. «Anfangs 80er-Jahre hatten wir damals beim FC Klus-Balsthal, als ich Trainer und Erich Spieler war, ähnliche Verhältnisse wie jetzt in Härkingen», so der 56-jährige Deitinger Trainer. «Da hatten wir Erfolg dank eines tollen Teamgeistes und stiegen in die 1. Liga auf.» Danach trennten sich die Fussballer-Wege der beiden Brüder.


Ausschnitt Nachberichterstattung im Oltner Tagblatt vom 13.6.06:

Lichterlöschen

Der Abschluss der Meisterschaft in der Region brachte für die einen Bestürzung (Trimbach), für die anderen grenzenlose Glücksgefühle (Härkingen, Hägendorf, Dulliken, Winznau). Das OT holte Reaktionen ein, nachdem die Beteiligten mindestens einmal die Eindrücke überschlafen konnten.

Den besten (wenn auch nur kurzen) Schlaf hatten in der Nacht auf den Montag wohl die Härkinger Aufsteiger. Nach der Rückkehr aus Welschenrohr und einem Bad im Dorfbrunnen (sogar FCH-Präsident Christoph Heim wagte eine Abkühlung) gabs im Klubhaus einen frenetischen Empfang, ein Ständchen der Musikgesellschaft, Gratulationen des Gemeindepräsidenten, Meister-Zigarren und und und. Lichterlöschen war erst um 5 Uhr am Montagmorgen.